Februar 8, 2012 Posted by admin in L

Lötarbeit, Beispiel

Lötarbeiten erfordern sorgfältige Planung und gewissenhafte Auswahl der Werkstoffe und Methoden. Dies soll exemplarisch an der folgenden einfachen Aufgabe dargestellt werden: Ein Stahlrohr für eine Hochdruck-Gasleitung soll mit einer Kugelbuchse verbunden werden. Das Rohr ist ein herkömmliches dünnwandiges, blankgezogenes Stahlrohr, die Buchse besteht aus Messing (Kupfer-Zink-Legierung G-CuZn 15).
Erste Abwägung: Das Lötverfahren. Aufgrund der hohen mechanischen Belastung der Rohrenden und aus sicherheitstechnischen Erwägungen ist eine Hartlötung erforderlich.
Zweite Abwägung: Wahl eines geeigneten Lotes und Flussmittels. Das dünnwandige Stahlrohr darf nicht zu sehr erwärmt werden, da es sonst seine Festigkeit einbüßt. Es ist daher ein Lot mit geringer Arbeitstemperatur zu wählen. In der Tabelle verfügbarer Lote findet sich das Lot AG106. Anhand des Lotes lässt sich auch das passende Flussmittel auswählen, in diesem Falle F-SH1 in pastöser Konsistenz.
Dritte Abwägung: Planung des Arbeitsvorgangs. Um dafür zu sorgen, dass das Lot eine möglichst flächige Verbindung erzeugt, muss es möglichst optimal zwischen Rohr und Buchse verbracht werden. Die Lösung hierfür ist, aus dem Lot einen Ring zu formen, der den gleichen Durchmesser wie das Stahlrohr aufweist. Nach dem Auftragen einer ausreichenden Menge Flussmittel wird dieser Ring wie eine Dichtung in die Buchse eingelegt. Auf das zu bearbeitende Ende des Stahlrohres wird ebenfalls ausreichend Flussmittel aufgetragen, dann wird die Buchse aufgesteckt.
Für einen optimalen Lötvorgang wird das Rohr nun senkrecht aufgestellt und mit der Flamme des Lötbrenners möglichst gleichmäßig erwärmt, sodass Buchse und Rohr zur gleichen Zeit die Arbeitstemperatur von in diesem Falle etwa 710 °C erreichen. Nun schmilzt das Lot und verteilt sich durch die Kapillarwirkung im gesamten Spalt zwischen Buchse und Rohr. Nun darf das Rohr bis zum vollständigen Erkalten keinerlei Erschütterungen mehr ausgesetzt werden, da sonst die Festigkeit der Lötverbindung gefährdet ist (auch „kalte Lötstelle“ genannt).
Abschlussarbeiten: Um Flussmittelreste und beim Lötvorgang entstandene Oxide zu entfernen, wird eine heiße, 10%ige Schwefelsäurelösung verwendet. Anschließend wird es zur Neutralisierung mehrfach mit kaltem Wasser gespült, schließlich abgetrocknet und zum Korrosionsschutz bis zur letztlichen Verwendung leicht eingeölt.